Vortrag mit Performance, ca. 120 min.
Die Literaturgeschichte seit dem Mittelalter ist voller witziger Geschichten von Jesus und Petrus, humorvolle Legenden, die Menschliches und Göttliches oftmals als Allzumenschliches und Allzugöttliches gegenüberstellen und aufeinander prallen lassen.
Die Würde und der Ernst des Heiligen verleitet schnell dazu, diese heiteren Schwänke im günstigsten Fall als Belanglosigkeiten, im schlimmsten Fall als Anstößigkeiten zu verstehen; dabei aber würde man übersehen, dass schwankhafte Strukturen dem Heiligen – und speziell Jesus und Petrus – bereits in der Bibel eigen sind. Das schwankhafte Erzählen entpuppt sich dabei als weitaus mehr als eine humorvolle Belanglosigkeit: Es formt Denkfiguren, die die zentralen Ambiguitäten des christlichen Glaubens – wahr Mensch und wahrer Gott, Verdammnis und Vergebung, Zweifel und Gewissheit – von beiden Seiten zugleich beobachtbar machen. Auf diese Weise führen Schwänke bei näherer Betrachtung auf unterhaltsame Weise schnell in die Tiefen theologischen und ethischen Denkens.
Im Vortrag sollen schwankhafte Strukturen in biblischen Erzählungen aufgedeckt werden, um von dieser Perspektive aus auch außerbiblische Schwänke um Jesus und Petrus als gewitzte Beiträge zu einer Rede von Gott und den Menschen zu beleuchten: Im Schwanken des Heiligen wird oft genug das Heil selbst erst sichtbar.

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