Vortrag, ca. 90 min.
Im modernen Volkslied werden Wein und Eros gerne als Verbündete inszeniert, doch für die Vormoderne gilt das nicht: Wein und Eros stehen im Mittelalter für zwei widerstreitende Lebensausrichtungen, die einander als erbitterte Feinde gegenüberstehen. In der sogenannten „Zecher- und Schlemmerliteratur“ bekommt der mitunter martialisch geführte Kampf zwischen Eros und Wein literarische Denkmäler gesetzt, die aus heutiger Perspektive zunächst befremdlich anmuten: Kleine Versepen, die dem übermäßigen Weinkonsum oder gar zweifelhaften amourösen Abenteuern huldigen? Bei genauerem Besehen freilich entpuppen sich diese Texte als komplexe und spannende Auseinandersetzungen mit einem höfischen Lebensentwurf, der immer auf ein Austarieren der Gegensätze abzielt.

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